Normalerweise beschäftige ich mich selten mit meinem Alter. Wenn man mich danach fragt, muss ich manchmal kurz überlegen – eine Erscheinung, die mir besonders als Teenie bei Erwachsenen immer komisch vorkam. Wie kann man nicht sofort wissen, wie alt man ist? Aber offenbar verliert die Zahl irgendwann an Bedeutung. Und so nenne ich meistens einfach mein Geburtsjahr und bin mir dann selbst auch wieder sicher, wo genau in der Mitte meiner Zwanziger ich mich befinde.
Bei der Arbeit bin ich tatsächlich die jüngste und auch die meisten meiner Freunde sind (zumindest ein bisschen) älter als ich. Das ist super, denn ich profitiere sehr von deren Lebenserfahrung und ich liebe die Geschichten, die sie erzählen können. Als auserkorenes Küken trotte ich den „Großen“ eben einfach hinterher.
Jetzt habe ich mich neulich allerdings in einer Situation wiedergefunden, in der ich mir zum ersten Mal richtig alt vorkam. Ich musste zwar keine 12jährigen babysitten, aber mich mit Menschen umgeben, die gerade so an der 20 gekratzt haben – wenn überhaupt. Und das war lustig und ich hatte viel Spaß, doch interessanter Weise habe ich auch festgestellt, dass man sich von Anfang bis Mitte 20 noch einmal sehr verändert. Prioritäten verschieben sich, Weltanschauungen drehen sich um, Beziehungen zu anderen Menschen gestalten sich neu aus. Alles Dinge, von denen ich gar nicht recht wusste, dass sie passieren, bis ich mit der Nase drauf gestoßen wurde.
Nicht falsch verstehen, ich bin keine 65jährige, die sich über die wilde Jugend beschwert. Aber nach so einem Abend geselligen Beisammenseins habe ich mittlerweile Rückenschmerzen und brauche einen ganzen Tag zum Regenerieren. Ich merke schon, dass ich nicht mehr 18 bin und mit fünf Stunden Schlaf pro Woche gut über die Runden komme. Das ist allerdings auch okay so.
Älter werden ist in den Momenten, in denen man es so richtig auf dem Tablett serviert bekommt, schon einschüchternd. Auf der anderen Seite bin ich froh, die Erfahrungen, die ich mittlerweile gesammelt habe, nicht noch einmal machen zu müssen. Im Grunde habe ich für mich festgestellt, dass ich völlig zufrieden mit meiner Zahl auf dem Tacho bin. Und dass ich die ersten Falten mit keiner Hyper-Hyaluron-Aqua-Power-Zellerneuerungscreme der Welt wegzaubern wollen würde.
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