Ich habe nächste Woche Geburtstag und wir befinden uns gerade in der Zeit, in der ich genau zwei Wochen jünger bin als Maxi. Keine Ahnung, wann sie mich das erste Mal darauf hingewiesen hat. Richtig gemerkt haben wir es damals erst, als sie schon 18 war und ich zur Halloweenparty immer noch einen Muttizettel am Einlass vorzeigen musste.
Als ich dann die magische Volljährigkeit auch erreicht hatte, kam mir mein Ausweis wie eine Geheimwaffe vor. Wie der Schlüssel ins Reich der Erwachsenen.
Mit dem kleinen Zeh im kalten Wasser.
Mit 18 bin ich von zu Hause ausgezogen. Es hat sich angefühlt wie ein Befreiungsschlag und war gleichzeitig schrecklich beängstigend. Zum ersten Mal Verträge abschließen, Unterschriften leisten, auf Ämtern sitzen – und so profane Sachen tun, wie sich um einen neuen Stromtarif zu kümmern. Alles war aufregend. Alles hat mich überfordert. Dass sich ein Kühlschrank nicht auf zauberhafte Weise von selbst füllt, war da noch das geringste Problem. Aber mit jeder Hürde, die ich übersprang, kam ich mir reifer vor. Mit 20 dachte ich, ich wäre jetzt ein fertiger Mensch. Nichts könnte mich mehr schocken, aber auch nicht grundlegend verändern.
Überraschung: So war es nicht.
Raupendasein.
Mich hat ziemlich viel geschockt. Und sehr verändert. Ich hatte einen langen Weg vor mir, den ich auch inzwischen noch nicht zu Ende gegangen bin.
Umso mehr Geburtstage ich feiere, desto mehr glaube ich, dass ich auch gar nicht irgendwo ankommen will. Zumindest, was meine Entwicklung betrifft. Denn ich kann erst mit fast 26 sagen, dass ich mich selbst zumindest ein bisschen leiden kann. Dass ich anerkennen kann, was ich für mich selbst geleistet habe und leiste. Dass ich mich als Person und alles, was mit mir zusammenhängt, nicht mehr abstoßend finde.
Interessanter Weise hatte ich diesen Gedanken auch mit 19 schon. Mittlerweile ist mir klar, dass ich mir selbst die Taschen vollgehauen habe. Ich war mit mir nicht im Reinen, aber ich wollte es zumindest nach außen hin so wirken lassen. (Glaube nicht, dass das funktioniert hat.) Deshalb bin ich gespannt, wie mich die nächsten Jahre beeinflussen und wie ich irgendwann auf mein 25jähriges Ich zurückschauen werde.
Zurück in die Zukunft.
Natürlich ist es gruselig, dass man unaufhaltsam die Monate an sich vorbeistreichen sieht. Gestern war ich noch 15 und habe nachts mit Maxi irgendwelche dämlichen Telefonstreiche gemacht. Oder saß in der Schule und habe meinen *Schwarm* angeschmachtet. Ich war jung und ahnungslos und naiv und das war auch gut so. Manchmal habe ich später darüber nachgedacht, nicht wieder in genau diese Zeit zurückreisen zu wollen. Noch mal die Uhr nach hinten zu verstellen und mein Gesicht wieder mit Eyeliner zu betonieren.
Vermutlich wäre das für zwei Stunden ein nettes Experiment. Aber ich würde eben auch alle Erfahrungen wieder hergeben müssen, die ich bisher gesammelt habe. Und das würde ich nicht wollen – auch wenn viele davon echt scheiße waren.
Wahrscheinlich finde ich Älterwerden auch nur deshalb noch nicht allzu gruselig, weil ich immer noch in meinen Zwanzigern hänge und grundsätzlich echt jung bin. Wer weiß, was ich zu dem Thema sage, wenn ich mit 40 in meiner Villa in meinem Lesezimmer sitze und meine 12 Katzen streichle.
Momentan freue ich mich eher auf die Veränderungen, die noch kommen. Denn bis jetzt finde ich mit jedem Jahr einfach nur ein bisschen besser zu mir selbst. Und das kann ruhig so weitergehen.
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