Neben der anhaltenden Pandemie erwartet uns im Herbst dieses Jahres die nächste Katastrophe: Die Bundestagswahl 2021. Und sollte das in irgendeiner Form demotivierend und negativ klingen – na ja, es ist auch so gemeint.
Zumindest mir die treibt die aktuelle politische Landschaft in Deutschland ein großes Fragezeichen ins Gesicht. Aber das hier soll weder Ratgeber noch Schimpftirade werden. Ich möchte euch stattdessen etwas ganz anderes erzählen.
Von Zoomern und Smartphones
Auch, wenn die deutsche Altersstruktur näher am Sarg als an der Wiege liegt, werden in den nächsten Jahren immer mehr junge Menschen in den Genuss einer Wahlurne kommen (no pun intended). Und diese heranwachsende Wählergeneration kennt eine Zeit ohne Internetzugang und Smartphones nur vom Hörensagen. (Gut für euch. Manchmal hört sich mein Tinnitus nach Modem-Geräuschen an.)
Weil ich in der Werbung arbeite und wir für alles einen fancy Namen haben, heißt diese Generation Gen Z oder Generation Greta oder auch Post-Millennials. Das sind alle Menschen, die ungefähr nach 1995 geboren wurden. Ich persönlich würde das zwar eher auf die frühen 2000er spezifizieren, aber das ist nur mein Gusto. (Wahrscheinlich, weil ich mich nicht so richtig zu den „Zoomern“ zugehörig fühle.)
Benannte Gen Z ist vor allem eins: Vernetzt. Menschen zwischen 14 und 29 sind pro Tag im Schnitt (!) dreieinhalb Stunden online (ARD/ZDF Online-Studie, 2019). Nicht verwunderlich, dass 97% von ihnen ein Smartphone besitzen (SheKnows Media, 2018) und aktiv auf sozialen Plattformen unterwegs sind.
Und wisst ihr, wer sich auf Social Media noch herumtreibt? Richtig. Influencer. Die verdienen dort schließlich ihr Geld.
Des Pudels Kern: Influencer
Kommen wir zum Knackpunkt: Gen Z ist eine Generation, die Influencern gern folgt. Sei es für Inspiration oder einfach, weil ihnen der Content gefällt. Schließlich sehen die meisten Influencer wie ihre Follower aus, sind etwa in der gleichen Altersgruppe, sprechen wie sie – und werden so zur Vertrauensperson. Laut Common Sense Media (2021) wenden sich ganze 60% der Teenager lieber Influencern als Nachrichtenorganisationen zu. Behauptungen von Meinungsmachern werden daher schnell als Fakten gewertet.
Jetzt wird’s schwierig: Die Gen Z ist hoch politisch, organisiert sich in Demos, möchte in 30 Jahren Eisbären nicht nur aus vergilbten Büchern kennen – Greta macht’s vor. Aber wem vertraut man als Teenie denn wahrscheinlicher: Einem milchgesichtigen Politiker, der beim Reden Staub ansetzt oder jemandem aus der eigenen In-Group? Jemandem, der nicht so tun muss als wäre er jung geblieben, weil er eben einfach noch jung ist? Und vor allem jemandem, der ein Wahlprogramm durchaus verständlich und interessant erklären könnte? Aber was ist, wenn derjenige das Wahlprogramm selbst nicht versteht?
Immer schön skeptisch bleiben
Die letzte Frage beschreibt ein ziemlich düsteres Szenario, in welchem Fake-News ungefiltert durchs Netz flattern und millionenfach verbreitet werden. Diese Mechanik funktioniert aber auch in die andere Richtung – nämlich dann, wenn ein Influencer seine Follower aufklärt und möglichst neutrale, fundierte Informationen vermittelt.
Ihr seht: Social Media ist politisch und gestaltet auf die ein oder andere Weise die Demokratie, in der wir leben, mit. Und das gerade zur Bundestagswahl. Eigentlich ist das auch gar nicht so übel – wenn es denn richtig angestellt wird.
In diesem Sinne: Immer schön skeptisch bleiben. Und geht wählen.
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