Bevor ich überhaupt wusste, wie man das schreibt, wollte ich unbedingt Journalistin und Schriftstellerin werden. Zumindest bis mir die Berufsberatung in der Schule das erfolgreich ausgeredet hatte. Es gab einmal eine Maxi, die vor ihrem Puppenhaus saß und sich Notizen zu ihrem Puppenspiel gemacht hat. Eine, die Zeitungen gebastelt hat und Geschichten und Gedichte geschrieben hat. Ich war mir sicher, dass ich einmal bei einer großen Zeitung arbeiten würde. Tierärztin oder Astronautin kam nie in Frage – außer vielleicht Prinzessin. Dann kam das Gymnasium und die Lehrer, die einem ein lebenslanges Trauma verpassen. Die dir erzählen, dass deine Noten nicht gut genug sind und auch nie besser werden. Sie schicken dich in die Berufsberatung, die dann von Yogalehrerin bis Rechtspflege alles vorschlägt, aber deine eigenen Wünsche abtut.
Mit 18 hatte ich dann nur noch große Fragezeichen über dem Kopf. Was werde ich denn nun einmal? Vielleicht Radiomoderatorin? Ist doch so ähnlich, oder? Mir war nur eins klar: ich bleibe in der Heimat. Mann, Haus, Kind – das muss so kommen. Einen anderen Weg traute ich mir gar nicht vorzustellen. Meine Mama hat mir dann ein Germanistikstudium vorgeschlagen. Immerhin gibt mir das eine grobe Richtung vor und ich würde mich mit Themen auseinandersetzen, die mich auch interessieren. Gesagt, getan – aber es kam dennoch anders.
Spulen wir mal 7 Jahre vor.
Nun wohne ich in Berlin in einer fotogenen Einzimmerwohnung in Schöneberg. Ich habe eine Ausbildung gemacht, von der ich vorher noch nie was gehört habe. Ein Studium absolviert, dessen Existenz mir nicht bewusst war. Und arbeite einen Job, den ich nicht kannte, in einem Unternehmen, was es damals noch nicht gab. Ich habe vierhundert Hobbys und einen Blog (Carrie Bradshaw ohne Geld, Designerklamotte und halt in Berlin). Keinen Mann, keine Kinder, aber viele tolle Menschen kennengelernt. Zweimal durfte ich im Ausland leben und ich schließe ein drittes Mal nicht aus. Viele Menschen sind überrascht, dass gerade ich so einen Weg gewählt habe – am allermeisten ich selbst.
Alles ist anders, außer das Schreiben. Und wie kam es dazu? Ich bin gescheitert. Mein erster Versuch im Erwachsenenleben ist so richtig nach hinten losgegangen und ich wurde gezwungen, umzudenken. Erst nach dem Fall, war ich mutig genug, einen anderen Weg einzuschlagen. Man hatte mir eingeredet, dass ich für meine Träume nicht genug genug wäre. Also wollte ich es mir einfach machen, hab nach dem bescheidenen Leben gesucht und nicht darüber nachgedacht, was ich eigentlich erreichen kann und will.
Träume möglich machen
Ich hab immer viel geträumt und träume heute auch noch viel. Stundenlang spazieren und mich wegträumen werde ich wohl mit 80 Jahren noch. Ich hätte eher auf meine Träume hören sollen, denn im Nachhinein ist es so offensichtlich. Unsere Familienurlaube haben uns oft nach Spanien geführt. Ich erinnere mich an Gespräche in der Grundschule, als ich verkündete, dass Spanien mein Lieblingsland sei, „Que si, que, no“ (oder wie ich es schrieb: Kesi Keno) mein Lieblingslied und dass ich mal Spanisch lernen würde. Drei Mal dürft ihr raten, wer mit 21 drei Monate in Madrid gewohnt hat.
Lange Rede, gar kein Sinn: Lasst euch nichts ausreden. Lasst euch nichts erzählen. Wenn die Noten in der neunten Klasse noch nicht stimmen, dann gibt es noch mehr als genug Zeit was zu ändern. Und wenn es nicht klappt? Keine Sorge. Es gibt Wege, von denen habt ihr vorher noch nie was gehört. Was aber wichtig ist, ist, dass ihr eure Träume nicht vergesst. Wer man ist und was man liebt, gibt oft schon genug Hinweise. Immerhin lest ihr grade einen Beitrag von einer, die mal Journalistin werden wollte – pretty damn close.
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