Zuerst ein Outing: Ich bin getauft, konfirmiert und irgendwie ein bisschen evangelisch.
So viel zur trockenen Theorie. In der Praxis besuchte ich, wie Maxi, in der Schule den Ethik-Unterricht (der auch bei mir dutzende Male die Goldene Regel wiederholte) und fand diesen mal mehr, mal weniger interessant.
Ich wuchs meine ersten 11 Jahre in einer religiös angehauchten Atheisten-Familie auf, die mich ab und an mal eine Kirche von innen sehen ließ, aber nie darauf bestand, dass ich mich für irgendetwas Bestimmtes entscheide. Religion war immer ein offenes, freies Thema für uns, das jeder handhaben durfte wie er mochte und so halte ich es auch jetzt nach ein paar Jahren noch.
Als ich etwa 12 oder 13 wurde und die Pubertät ihre Tore zur Hölle aufschwang, wurde mir meine Welt allmählich zu klein. Ich vergrub mich in Büchern und schrieb selbst exorbitante Textmengen, um mich in Fantasien und Vorstellungen zu retten, die spannender waren als mein trister Teenager-Alltag. Der Gedanke, dass es da draußen (oder da oben) mehr geben musste, dass da irgendjemand oder irgendetwas sein könnte, das größer ist als alles gewohnt langweilig Menschliche wurde mir immer sympathischer.
Kombiniert mit meiner eigenartigen Denkweise wurde dann noch, dass meine Stiefbrüder bereits getauft waren und mit 14 Jahren die Konfirmation ins Haus stand. Und so machte ich den Spaß eben auch mit.
Zum Christentum fand ich also mehr oder weniger auf Umwegen und durch einige Verkettungen von Zufällen. Aus jetziger Sicht ist Religiosität nie eine falsche Entscheidung gewesen. Ich bin auch nie ein eifriger Bibelzitatesammler gewesen, ich kenne höchstens ein paar Zeilen. Wahrscheinlich wäre häufiges Beten aber aufgrund der Haarfarbe und des inflationären Gebrauchs von Flüchen sogar ganz hilfreich für meinen Seelenfrieden. Wer weiß.
Wenn ich zusammenfassend an Religion denke, fällt mir spontan sehr viel Gutes und genauso viel Schlechtes ein. Ich würde nie jemanden bekehren wollen und ich kann gut verstehen, warum Gott ein recht irritierendes und suspektes Thema sein kann.
Was ich jedoch sagen möchte: Seid offen. Seid kritisch. Und seid freundlich und herzlich. Das ist die Gretchen-Weisheit, die ich euch mitgeben kann.
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