Ich hab lange darüber nachgedacht, über was ich heute schreiben soll. Es ist Freitagnacht und ich versuche einzuschlafen, aber meine Augen wollen einfach nicht zufallen. Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war ich zufrieden und im Laufe des Tages ist meine Stimmung gefallen. Ich kenne solche Tage. Sie kommen und gehen. Der Schlüssel ist, nicht den Mut zu verlieren. Manchmal bin ich so glücklich, dass ich es in die Welt rausschreien will. An anderen Tagen schrei ich vor Schmerz. Die meisten Tage aber ist es so wie heute.
Ich war grade dabei durch TikTok zu scrollen und bin auf ein Video gestoßen, wo jemand den Hintergrund zu Ed Sheerans „The A Team“ erklärt. Ich weiß schon lange, worum es in dem Song geht, dennoch berührt er mich immer wieder. Außerdem löst er ein Gefühl in mir aus. Ed Sheerans Musik gehört für mich zum Winter 2017. Höre ich diese Lieder, sehe ich mich selbst früh morgens, so früh, dass es noch dunkel ist, von meinem Container (meine damalige Unterkunft) zur S-Bahn laufen. Ich sehe mich am Gleis stehen, ein Harry Potter Buch in der Hand und es riecht nach frischem Gebäck, Kaffee, Berlin und Kälte. Die Kopfhörer auf den Ohren spüre ich den Tag anrücken, aber das ist mein Moment Ruhe.
Manchmal wünsche ich mir diesen Moment zurück. Ich würde ihn gern nachahmen, noch einmal dort sein. Es wäre auch gar nicht so schwer, denn ich wohne wieder in der selben Stadt. Aber es wird nie genauso sein. Man kann das eigene Leben nicht pausieren und auf Wiederholung drücken.
Wenn ich nun nachts wach liege und an solche Momente denke, gibt es zwei, die immer wiederkehren.
Ich war zweimal für längere Zeit im Ausland. Einmal für 3 Monate in Spanien und ein Auslandsstudium in Irland. Beide Male hab ich auf den Abreisetag hingefiebert. Packlisten und wochenlange Vorbereitung konnten meine Aufregung kaum im Zaum halten.
Ich erinnere mich, wie ich, zuhause im Bad meiner Eltern, mir fast den Kopf angeschlagen habe bevor es nach Spanien ging. An das nette Ehepaar, welches im Flugzeug neben mir saß und wie wir gemeinsam über meine Nervosität schmunzelten. Wie ich mit dem Taxi vom Flughafen zur Unterkunft gefahren bin und diese fremde Stadt sich vor mir aufbaute und ich absolut keine Ahnung hatte, wie meine Zukunft hier aussehen würde.
Ich erinnere mich, wie ich bei meiner Freundin und Mit-Abenteurerin Kristina übernachtet habe, bevor es nach Irland ging. Wie ich 5 Uhr morgens hellwach war, weil mich das Bauchkribbeln bereits geweckt hatte. Dass die Erfahrung dieses Mal eine ganz andere war, da ich sie mit zwei weiteren Menschen teilte. Und daran, wie ich mich in der neuen Unterkunft einrichtete. Das war in Spanien schon ein wichtiger Teil der Reise geworden. Egal wo ich ankomme, ich brauche einen Moment allein, um mich zu sortieren.
Wenn ich nachts wach liege und an diese Momente denke, frag ich mich, ob es jemals wiederkehren wird. Das Gefühl etwas Neues zu wagen, ein Abenteuer. Ich glaubte mal, dass ich süchtig nach Veränderung wäre. Vielleicht bin ich das auch. Aber wonach ich mich wirklich sehne, ist ein Leben, an das ich mich so erinnere, wie an diese Momente. Ein Leben, das nur mir gehört.
Es kommt mir so vor, als wäre ich erwachsen geworden und ich habe mich in die Gesellschaft eingefügt. Ab jetzt folge ich einem Muster und keiner fragt mehr, was als Nächstes kommt. Im Gegenteil. Jetzt fragt man mich, wann ich mich endlich mal entscheide und zur Ruhe komme. Aber alles in mir wehrt sich dagegen. Ich will nicht nachts wachliegen und der Vergangenheit hinterher träumen. Stattdessen will ich nachts wachliegen und vor Aufregung nicht einschlafen können.
Ich hab mein Leben noch nicht gefunden und ich bin rastlos. Verträume ich mein Leben während es an mir vorbeizieht?
Schreibe einen Kommentar