Brüste. Da ich jetzt eure Aufmerksamkeit habe, lasst uns gerne loslegen.
Gleich wenn man meine Wohnung betritt, sieht man, dass mir Brüste wichtig sind. Klingt komisch, ist aber so. (Innerer Peter Lustig hat sich hier materialisiert, sorry.) Auf dem Wäscheständer hängen Socken mit Zeichnungen von Brüsten, im Bad steht eine Bodypositivity-Kerze, an der Tür hängt mein „Brustbeutel“, auf dem Schreibtisch steht ein „Free the Nipple“-Bild und auch an meiner Wand hängt, Überraschung, eine Zeichnung von Brüsten.
Meine Meinung: Alle Boobies sind schön.
Mehr muss man dazu gar nicht sagen, finde ich. Ich diskutiere darüber auch nicht. Wer mir jetzt mit Vorlieben kommt, der kann gleich wieder gehen. Sie sind alle schön. Und wir sollten stolzer auf unsere Brüste sein (Wenn sich jemand mit seinen nicht wohlfühlen sollte und/oder was verändern möchte, soll diese Person das gerne tun. Hier wird niemand verurteilt.)
Meinen ersten BH hab ich mit 11 Jahren bekommen. Das war damals zwar Größe 40000 X A, aber immerhin hab ich mich wahnsinnig erwachsen gefühlt. Er war rosa und hatte einen kleinen Anhänger am Bügel. Ich konnte es gar nicht abwarten, dass wir endlich Sport in der Schule hatten, damit ich in der Umkleide mit meiner neugewonnen Reife angeben konnte. Allein das war höchst ungewöhnlich für mich, denn Sport war sonst mehr Tortur als Spaß.
Es hat nicht lange gedauert und alle meine Freund*innen hatten so ein Ding an. Und jetzt mal ganz ehrlich gesprochen, wir haben in den Teilen gelebt. Jede von uns hatte so 2 BHs und die haben wir Tag und Nacht nicht ausgezogen. Die Wäsche haben sie auch nicht so oft gesehen, wie sie eigentlich hätten sollen. Selbst wenn der Bügel aus dem BH rauskam und in die Haut gestochen hat, war ich nicht aus dem Ding rauszukriegen. Teenager sind einfach eine andere Spezies.
Jetzt kann ich mich da selber gar nicht mehr verstehen. Nicht nur, dass ich BHs mittlerweile ständig wasche, nein, ich trag eher selten überhaupt noch einen. Sie sind einfach absolut unbequem und nervig. Jetzt wo die Brust auch (hoffentlich) nicht mehr wächst, tut es auch fast gar nicht weh beim Laufen und Hüpfen. Und wenn ich die Unterstützung brauche, dann zieh ich halt einen an. Oder wenn ich was Bestimmtes anziehen will, greife ich auch zu meinen BHs. Aber warum sollte ich mir ansonsten das Leben so unnötig schwer machen, wenn ich es doch gar nicht brauche oder will? Ich habe auch keine Angst, dass sie mal hängen werden. Sollen sie halt hängen. Dass hängende Brüste nicht schön sind, war schon immer Blödsinn. Selbst wenn ich mich dann nicht schön finden würde, ist das immer noch keine unlösbare Situation. Ich werde mich dann wieder mehr mit meinem eigenen Selbstbild auseinandersetzen müssen und ganz ehrlich, im Zweifelsfall kann man da immer noch was machen lassen. Das macht mich dann auch nicht zu einem schlechten Menschen.
Es ist nicht mal so, dass ich die Entscheidung, keinen BH im Alltag zu tragen, wohl-überlegt getroffen hätte. Ich hab mich einfach dahin entwickelt und irgendwann war es halt so.
Heißt das jetzt, dass ich darauf bestehe, dass alle ihre BHs verbrennen? Nein.
Es ist jedem Menschen selbst überlassen, was man mit dem eigenen Körper anstellen mag und wie man sich kleidet.
Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass man mir als Heranwachsende genau das erklärt hätte. Egal wie du aussiehst, du bist liebenswert. Alles an dir ist liebenswert. Von den Beinstoppeln bis zu den unterschiedlich großen Brüsten. Was du mit dir selbst anstellst, ist dir selbst überlassen. Wer dich dafür verurteilt, gehört nicht in dein Leben. Liebe dich selbst und wenn das zu schwer erscheint, dann versuch es zu lernen.
Alle Boobies sind schön, aber deine sind besonders schön.