Wir reden ständig über Steuer. „Sind sie zu hoch?“ „Sind sie nicht zu hoch?“ „Wofür wird denn noch alles eine Steuer erhoben?“ Über eine hab ich aber noch niemanden reden hören: die Tamponsteuer. Warum? Weil die Menstruation ein Tabuthema ist und sich die halbe Welt davor ekelt. Horrorfilme gucken ist okay, da könnte das Gemetzel nicht größer sein. Aber wenn das Blut aus anderer Stelle seinen Ursprung findet, haltet ihr euch die Augen zu.
An meinem 13. Geburtstag ging es los mit der Periode. Ich war wahnsinnig stolz, welch wunderbares Geschenk mir da doch gemacht wurde. Nun war ich eine richtige Frau! Das war dann auch schon das letzte Mal, dass ich mich darüber gefreut habe. Nun zähle ich mich seit 12 Jahren zu den Menstruierenden und meine Güte, das war ein wilder Ritt. Erst kam sie ständig unregelmäßig und ich musste mit Toilettenpapier in der Unterhose rumlaufen. Während des Abiturs kam sie vor Aufregung erstmal 4 Monate gar nicht und dann mit voller Wucht wieder zurück. Auf einem Festival musste ich aus Verbandsmaterial mal eine Binde bauen, da eine Bekannte aus Versehen das Erdbeer-Überraschungsangebot gebucht hatte. Letzten Monat hatte ich sie einfach zwei Mal, wahrscheinlich auch aus Stressgründen.
Neulich hab ich mich gefragt, was die Menstruation mich eigentlich so im Jahr kostet und kam bei meiner Recherche auf ziemlich unterschiedliche Ergebnisse.
Wieviel geben wir aus?
Die Huffington Post hat 2017 errechnet, dass die Periode im Durchschnitt um die $18,000 (umgerechnet ca. €16,000) im Leben kostet. Dabei haben sie Kosten für Menstruationsprodukte, neue Unterwäsche aufgrund von Missgeschicken, Medikamente gegen Akne, Schmerzen und die Verhütung, Süßigkeiten und Heizkissen einbezogen. Natürlich benötigt nicht jede Frau hiervon alles und die Kosten hängen stark von den bevorzugten Produkten ab. Ich kann aber sagen, dass ich davon schon alles mal gebraucht.
Deutsche Menstruierende bevorzugen Tampons. Berechnungen der Seite Femeda haben ergeben, dass bei Nutzung von Tampons uns die Periode rund €715 im Leben kostet. Dabei wurde aber nur das Minimum an benötigten Tampons berechnet. Die Seite Erdbeerwoche.com bezieht in ihre Rechnung noch mehr mit ein. Binden, Slipeinlagen, Schmerzmittel und Pille. Damit kommt man dort auf €7,000.
Egal wie man es dreht, die Kosten sind hoch. Ich finde das erschreckend, da für mich diese Produkte zur Grundausstattung gehören. Ohne kann man nicht leben. Und dann wird das noch besteuert? Ja.
Die Tamponsteuer
Es handelt sich hierbei um eine Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte. Bis 2020 galt diese als Luxusteuer, da die Produkte mit einem Satz von 19% besteuert wurden. Ab Januar 2020 wurde dieser auf 7% gesenkt. Klingt erstmal gut, oder? Ich finde trotzdem, dass es immer noch eine Luxussteuer ist. Immerhin sind wir darauf angewiesen und haben uns die Periode auch nicht ausgesucht. Viele können sich die Produkte trotzdem kaum oder gar nicht leisten. Außerdem haben die Hersteller mit erhöhten Preisen auf die Senkung der Steuer.
Und nur so mal zwischendurch: Es gibt Länder ohne diese Steuer.
Alternativen?
Jetzt könnte man ja sagen, dass man auch auf Alternativen zurückgreifen könnte. Menstruationstassen muss man beispielsweise nicht so oft nachkaufen. Oder Periodenunterwäsche. Wer das denkt, kennt sich mit der Periode und Körpern überhaupt nicht aus. Die Anschaffung der Periodenunterwäsche ist extrem teuer. Ich kenne viele Menstruierende, die gern nachhaltiger wären und sich diese zulegen würden. Aber die Anschaffung ist einfach kostenintensiv und gerade bei den Periodenprodukten muss man vorher erstmal immer ausprobieren, ob es zum eigenen Körper passt. Die Menstruationstasse ist definitiv kein Anfängerprodukt und ich kenne bisher noch nicht sehr viele, die mit ihr zurechtkommen. Ich selbst habe es schon versucht, musste aber feststellen, dass man auch hier sich erst durch verschiedene Formen und Größen testen muss.
Meiner Meinung nach wird das Thema Menstruation auch viel zu wenig in den Schulen aufgegriffen. Ich erinnere mich nur an eine Unterrichtsstunde, in welcher mal eine Binde und ein Tampon rumgereicht wurden. Aber wichtige Themen wie die Tamponsteuer oder das Toxische-Schock-Syndrom (Ich habe erst mit 20 davon erfahren und eine Freundin erst mit 25 Jahren!!) werden gar nicht behandelt.
Ich könnte ein ganzes Buch zum Thema schreiben. Immer stoße ich auf neue Fakten. Immer wieder fallen mir neue Erlebnisse ein. Aber ich möchte diesen Beitrag auf positive Weise beenden. Mindestens einmal im Monat vermeiden wir helle Kleidung und lassen Freund*innen nachschauen, ob noch alles in Ordnung ist. Aber ganz ehrlich, wie oft habt ihr bei Menschen in der Öffentlichkeit schon rote Flecken im Schritt gesehen? Ich noch nie. Wir machen das super!
Quellen und weiterführende Informationen:
https://erdbeerwoche.com/meine-umwelt/tamponsteuer/
https://www.femeda.de/leben/so-viel-kostet-deine-periode/
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nach-senkung-der-tamponsteuer-hersteller-erhoehen-preise-fuer-menstruationsprodukte/25446172.html
https://www.huffpost.com/entry/period-cost-lifetime_n_7258780
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