Als Kind wusste ich genau, was ich einmal werden wollen würde: Journalistin und Schriftstellerin. Wie es aber leider oft so ist, wurde mir dieser Traum in den Teenagerjahren genommen. Unsere Lehrkräfte (bis auf wenige Ausnahmen) und die Berufsberatung (ohne Ausnahmen) waren der Meinung, dass ich nicht geeignet wäre und haben es mir ausgeredet – ohne jemals etwas von mir gelesen zu haben oder über die unterschiedlichen Möglichkeiten zu besprechen. Ich schrieb Vieren in Mathe und den Naturwissenschaften, was für sie hieß, dass ich froh sein kann, wenn ich das Abitur schaffen würde. Heute weiß ich, sie lagen falsch. Trotzdem schlug ich einen anderen Weg ein.
Den richtigen Weg finden
Nach dem Abitur entschied ich mich für ein Germanistikstudium. Ich wusste nicht, wo die Reise nun hingehen sollte, also erstmal Geisteswissenschaften studieren. Und was gibt es besseres als sich mit Büchern und Sprache auseinanderzusetzen, wenn man gern liest und schreibt? Lange hielt auch dieser Traum nicht an. Oft habe ich zu hören bekommen, dass ich mit diesem Studiengang keine Arbeit finden werde. Als ich das Studium dann abbrach, dachten viele, dass ich es aus diesem Grund tun würde. Dem war aber gar nicht so – ich hatte mit Prüfungsangst und Depressionen zu kämpfen. Mir ist alles über den Kopf gewachsen. Das war eine grausame Zeit für mich, aber heute bin ich dankbar dafür, denn nur so konnte ich meinen eigenen Weg finden.
Mein Nebenfach im ersten Studienjahr war Linguistik und im zweiten sollte es Romanistik werden. Oft war ich als Kind mit meinen Eltern in Spanien und immer schon wollte ich Spanisch sprechen lernen. Aber eine Sache schreckte mich ab. In diesem Studium sollte man zumindest für ein Semester mal ins Ausland gehen und davor hatte ich Angst. Ich war noch nie allein irgendwo und in den Schulzeiten hatten mir die Lehrkräfte auch von solchen Abenteuern abgeraten. Also habe ich einen Weg gefunden, meinen Mut auszutesten: 2 Wochen Sprachurlaub in Spanien. Genau diese Entscheidung hat mein Leben für immer verändert.
Was machen eigentlich FremdsprachenkorrespondentInnen?
Zum Zeitpunkt meiner Sprachreise hatte ich das Studium bereits abgebrochen. Die Reise war aber schon gebucht, also warum nicht auch hinfliegen? Ich kam völlig verändert wieder. Zwei Sachen waren mir nun bewusst:
1.) Ich will irgendwas mit Sprachen lernen.
2.) Ich muss zurück ins Ausland.
Nun saß ich also wieder in Thüringen vor meinem Laptop und googelte „Spanisch Ausbildung“. Der erste Treffer war die Ausbildung zur Staatlich geprüften Fremdsprachenkorrespondentin in Berlin. Davon hatte ich zuvor noch nie etwas gehört. Dabei ist dieser Job total logisch. Man arbeitet im Sekretariat und übernimmt typische Korrespondenzaufgaben. Allerdings auf mehreren Sprachen. In der Ausbildung kommen Fächer dran wie Dolmetschen, Übersetzen, Landeskunde, Wirtschaft und Rechnungswesen. Außerdem konnte ich diese auf Englisch und Spanisch machen – Punkt 1.) war also abgehakt. Aber wie sah es mit meinen Auslandsplänen aus?
Noch ein Bachelor – aber diesmal nur ein Jahr
Meine Ausbildungsstelle bot eine weitere Möglichkeit an, die mich auch Punkt 2.) abhaken ließ. Man konnte nach 2 Jahren Ausbildung in Berlin den Bachelor of Business in International Business Management an einer, in meinem Fall irischen, Uni raufsetzen. Und das beste daran? Man macht den Bachelor in einem Jahr, weil die erreichten Punkte in der Ausbildung angerechnet werden. Zwei Abschlüsse in drei Jahren – so etwas kannte ich vorher gar nicht.
Das Ende vom Lied
Genau das hab ich dann auch gemacht. Vor der Ausbildung war ich nochmal in Spanien und im Sommer 2017 ging es dann los. 2020 hielt ich den Bachelor in der Hand und die Welt stand mir offen. Noch heute bin ich dankbar für mein erstes, geschmissenes Studium. Ohne dieses würde ich jetzt nicht in Berlin wohnen und für ein sehr cooles Unternehmen arbeiten. Mein ganzer beruflicher Werdegang wäre so nicht gekommen, wenn ich nicht erst einmal so richtig gescheitert wäre. Das heißt nicht, dass ich das anderen jungen Menschen so wünsche. Im Idealfall zertritt die Schule nicht die eigenen Wünsche und zeigt einem viele Möglichkeiten auf, die über die „typischen“ Berufe hinausgeht. Ich schätze alle Berufe, die mir die Schule damals aufgezeigt hat. Aber ich selbst war dafür nicht geeignet.
Wenn du das hier also liest und weißt nicht, wo dein Leben hingehen soll, kann ich dir nur sagen, dass es mehr da draußen gibt. Allein in Deutschland gibt es tausende Studiengänge und Ausbildungen. Von vielen wirst du noch nie was gehört haben. Ich habe auch etwas gelernt, was ich damals nicht kannte und arbeite heute einen Job, den es noch gar nicht so lange gibt. Schmeiß Google an, sprich mit anderen und du wirst etwas finden. Und bitte, lass dir von der Schule nichts ausreden.
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