Es ist Juni, wir befinden uns mitten im Pride Month und deshalb erst einmal: Happy Pride đ
Spoiler vorweg: Ich selbst gehöre nicht zur queeren Community, unterstĂŒtze sie aber â und zwar nicht nur fĂŒr einen ausgewĂ€hlten Zeitraum im Sommer. Und da kommen wir schon zum Knackpunkt des heutigen Blogbeitrags.
Ziemlich viel WĂ€scherei.
Vielleicht habt ihr schon einmal von Green Washing gehört. Das bedeutet, dass Unternehmen gezielte PR-Methoden verwenden, um nach auĂen hin besonders umweltfreundlich und nachhaltig zu wirken (www.greenpeace-magazin.de). Werbeaussagen ĂŒber z.B. klimafreundliche Verfahren stimmen dann zwar meistens, betreffen allerdings nur einen kleinen Teil des jeweiligen Unternehmens. So macht man sich nicht des Betrugs schuldig. Man verheimlicht nur einen Teil der Wahrheit.
Pink Washing funktioniert ganz Ă€hnlich. Der Begriff stammt eigentlich von einer Brustkrebs-Initiative, in der sich US-Firmen mit rosa Schleifchen auf ihren Produkten mit Betroffenen solidarisieren wollten (www.tagesspiegel.de). Blöd nur, dass genau diese Produkte damals schon in Verdacht standen, ĂŒberhaupt erst Brustkrebs auszulösen.
ScheiĂ drauf, Regenbogen ist nur einmal im Jahr.
Ăber die Jahre hat sich Pink Washing zu einem Terminus fĂŒr SchönfĂ€rberei in Bezug auf die LGBTQIA+-Community entwickelt. Bestimmte Produkte, Personen oder sogar ganze LĂ€nder und Staaten geben an, sich mit der Bewegung zu identifizieren und daher tolerant und modern zu sein (www.utopia.de). Im Kern geht es allerdings oft nur um den Aufbau eines weltoffenen Markenimages â nicht um tatsĂ€chliche UnterstĂŒtzung und Einsatz fĂŒr Rechte und Freiheiten.
Vor allem wĂ€hrend des Pride Month werben viele Unternehmen und Firmen mittlerweile mit Symbolen der LGBTQIA+-Bewegung, beispielsweise der Regenbogen-Flagge. Traditionell wird der Pride Month in den USA (und heute auch in Deutschland) im Juni gefeiert, um den Stonewall-Unruhen in New York zu gedenken. Ende Juni 1969 kam es im Stonewall Inn, einer Bar mit homo- und transsexueller Stammkundschaft, zu einer ziemlich gewalttĂ€tigen Polizei-Razzia. Die Folge: Tagelange Auseinandersetzungen. Aber auch eine gefestigte SolidaritĂ€t innerhalb der Szene. Denn dies war das erste bekannte Aufbegehren queerer Menschen gegen willkĂŒrliche Polizeigewalt in New York (www.swr.de).
Augen auf im Marketingverkehr.
In Deutschland lieben wir ja unseren BMW. Und BMW macht fĂŒr gewöhnlich ganz gute Werbung. Doch im Juni letzten Jahres hat die Marketingabteilung latent ins Klo gegriffen:
Da haben die Menschen von BMW nĂ€mlich das Firmenlogo auf dem internationalen Instagram-Account mit den Regenbogenfarben versehen. Auf den Accounts fĂŒr Saudi-Arabien, Russland und Polen dagegen behielt BMW das Standard-Logo bei. Denn wie wir wahrscheinlich alle wissen, wird in diesen Staaten das offene Ausleben von u.a. HomosexualitĂ€t mit harten Strafen geahndet (www.utopia.de).
Gerade vor diesem Hintergrund hĂ€tte BMW daher mit dem Regenbogen-Logo ein Zeichen setzen können. Der Verzicht darauf legt nahe, dass bei der Kampagne eher der Profit des Konzerns im Mittelpunkt gestanden hat. (âKauft unsere Autos, wir mögen manchmal auch Schwule!â)
Woran man echten Support erkennt.
Autos mal beiseite: Wie mache ich denn jetzt aus, welche Firmen die Community tatsĂ€chlich unterstĂŒtzen und wer es ernst meint? Im Prinzip zeigt sich das an vielen verschiedenen Stellen â nicht zuletzt im Umgang mit der Belegschaft. Wie sensibilisiert ist das Unternehmen fĂŒr DiversitĂ€t? Sind queere Menschen ausreichend reprĂ€sentiert? Gibt es auch Personen aus anderen Kulturkreisen, die die Firma bereichern?
Echter Support wird in der Regel auf allen KanĂ€len gelebt, besonders auf sozialen Plattformen. Da scheuen sich entsprechende Unternehmen auch nicht, zu kritischen Themen und politischen Meinungen Stellung zu beziehen und öffentlich fĂŒr ihre Ăberzeugungen einzustehen. Und: Erlöse, die z.B. aus speziellen Pride-Month-Kollektionen entstehen, werden meist an gemeinnĂŒtzige Organisationen gespendet (www.focus-online.de).
Fazit: Achtet ein bisschen darauf, welche Konzerne ihr (teilweise mit eurem Geld) unterstĂŒtzen möchtet. Ich weiĂ, dass es manchmal schwierig ist, im PR-Dschungel durchzublicken. Und auch nicht jedes groĂe Unternehmen hegt kapitalistisch bösartige Absichten. Doch ein bisschen Recherche kann schon helfen.
Ach ja: Liebt, wen ihr wollt. Aber das wisst ihr ja schon.
Quellen
https://web.archive.org/web/20160405072813/https://www.greenpeace-magazin.de/gr%C3%BCnf%C3%A4rberei
Anja KĂŒhne Queer weiĂ das (#16): Was bedeutet âPinkwashingâ? In: Tagesspiegel.de. 20. Juli 2016
https://utopia.de/ratgeber/pinkwashing-das-steckt-dahinter/
https://www.swr.de/swr1/rp/was-ist-pinkwashing-100.html
https://praxistipps.focus.de/pinkwashing-das-bedeutet-der-begriff_135387
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