Ich sehe Jasmin und mich ganz deutlich vor mir. Wie wir vor ekligen Kletterstangen stehen in einer widerlichen Turnhalle und beide wissen, dass wir da jetzt eh nicht hoch kommen. Plötzlich der altbekannte Pfeifton, wir springen, halten uns an den Stangen fest und …
… hängen da dran ohne einen Millimeter hoch zu kommen. So war das jedes Jahr. Und als Jasmin und ich nicht mehr auf der gleichen Schule waren, bin ich mit einer anderen Freundin die Stange nicht hochgeklettert. Jedes Jahr kam dann der Vorschlag, dass man ja stattdessen auch Liegestütze machen kann. Alles klar. Gaaaaar kein Problem. Oder, dass man zum Klettern ja die Schuhe und Socken ausziehen kann, da ginge das besser. Nein danke, ich nehm lieber die gut gemeinte 5.
In der Schule war der Sportunterricht die reinste Tortur. Ich könnte einen ganzen Beitrag nur darüber schreiben, wie blöd ich den Sportunterricht fand. (Bis auf Tischtennis. Da war ich zwar auch schlecht, aber die Lehrerin war nett.)
Wenn man mich gefragt hat, ob ich sportlich wäre, habe ich auch immer mit „Nein“ geantwortet. Erst kürzlich hab ich begriffen, dass das Schwachsinn ist. Mein ganzes Leben habe ich im Faschingsverein Garde getanzt. Zwischendurch hatte ich auch einige Hip Hop Stunden in der Tanzschule. Tanzen ist Sport. Wer da anderer Meinung ist, hat noch nie ernsthaft getanzt. Das war mir nur früher selbst nicht so bewusst.
Meine Eltern sind beide auch sehr sportlich und alle unsere Freizeitaktivitäten sind immer schon mit Sport verbunden gewesen. Segeln und Ski fahren sind Urlaub für uns. Am Strand liegen können wir alle nur für einen begrenzten Zeitraum. Wobei man ganz klar sagen muss, dass ich mir Segeln selbst nie ausgesucht hätte. Im Nachhinein bin ich aber aber dankbar, denn durch das Segeln hatte ich eine ganz andere Kindheit als andere. Außerdem waren mein Vater und ich mal eine Zeit lang beide zusammen reiten und haben Windsurfen ausprobiert. Letzteres war auch wieder nicht so meins. Lag an dem Segel. Man sagte mir, dass könnte nicht in meine Richtung fallen, wenn ich falle. Ich hatte genau einmal Nasenbluten im Leben…
Je erwachsener ich wurde, desto weniger hab ich mich bewegt. Ich bin viel hin und her gezogen und konnte deswegen nur noch sporadisch tanzen. Segeln und Ski fahren fällt mittlerweile auch aus und es gibt keinen Sportlehrer mehr, der mich quält. Während meine Eltern immer sportlicher wurden. Meine Mama geht ins Fitnessstudio und mein Papa praktiziert Kung Fu. (Weshalb ich jetzt auch random Kung-Fu-Wissen habe. Man weiß nie, wofür man es mal gebrauchen kann!)
Irland hat dann alles geändert. Ich war kaum eine Woche dort schon hab ich das erste Mal Sport gemacht. Unsere Orientierungswoche am College war schon sportlich ausgelegt. Aber schmunzeln muss ich, wenn ich daran denke, wie ich mich mehr oder weniger aus Versehen in das International Gaelic Football Team eingeschrieben habe. Werfen und Fangen kann ich jetzt wirklich nicht so gut. Familie und Freunde haben gelacht und ich hab gedacht, da geh ich einmal hin und dann nie wieder. Falsch. Das war eine der besten Entscheidungen, die ich machen konnte. Ich war zwar die Schlechteste im Team, aber es hat richtig Spaß gemacht und ich habe tolle Leute kennenlernen dürfen. Dann hat es auch nicht mehr lange gedauert und ich war teilweise 6 Mal die Woche im College Gym. Plötzlich hat mir Sport Spaß gemacht.
Der Schlüssel war, das Richtige zu finden und mit anderen hinzugehen. Jetzt freue ich mich richtig darauf und habe mich in Berlin auch wieder im Fitnessstudio angemeldet.
Schreibe einen Kommentar