Wenn es eine Sache gibt, die ich von ganzen Herzen liebe, dann sind es Bücher, die in mehreren Zeiten spielen. Nicht jeder mag es, aber ich werde einfach gern von einer in die andere Zeit geschmissen. Noch besser ist es, wenn die eine davon eine Vorgeschichte erzählt.
Familie Horner
Das Buch beginnt im Jahr 1919 als der Künstler Edward Horner vor den Augen seiner Frau Liddy sein berühmtestes Gemälde The Garden of Lost and Found verbrennt und kurz darauf an der Spanischen Grippe verstirbt. Auf dem Bild hatte er einen intimen Moment seiner Familie festgehalten. Man sah seine Frau und Kinder und das Nightingale House, den Familienwohnsitz. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ein so großes Kunstwerk vernichtet wurde, so war es auch eine der letzten Abbildungen der Kinder, die leider auch verstorben waren.
Wir springen ins Jahr 2014. Juliet, die Urenkelin Edward Horners, scheitert gerade. Sie hat sich auf Kunst spezialisiert, aber beruflich geht es bergab. Auch in ihrer Ehe läuft es bescheiden und ihr Verhältnis zu ihren Kindern ist ebenfalls schwierig. Wir folgen ihr auf den Spuren der Vergangenheit ihrer eigenen Familie.
Spannende Langeweile
Dieses Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Gleich nach den ersten paar Seiten wollte ich wissen, warum ein Künstler sein eigenes Werk verbrennt. Welchen Schaden kann Kunst denn anrichten? Demnach fix hab ich auch gelesen. Immer wenn wir uns im 20. Jahrhundert befanden, konnte ich das Buch gar nicht zur Seite legen. Sobald wir aber ins 21. Jahrhundert sprangen, war die Spannung wieder raus. Woran lag das? An Juliet. Irgendwie ist sie mir wahnsinnig unsympathisch. Ich konnte ihr Handeln zwar meistens verstehen und fühlte auch mit ihr mit, aber ins Herz schließen konnte ich sie nicht. Wäre das ein Buch, indem der Autor absichtlich die Hauptfigur schwierig gestaltet, hätte Juliet perfekt gepasst.
Währenddessen konnte ich von Liddy nicht genug bekommen. Für mich war sie zeitgleich unvorhersehbar und simpel. Ich kann nicht behaupten, dass ich sie sehr gern mochte. Aber das war nicht schlimm, da sie von Beginn an schon eine komplizierte Person war. Irgendwie musste sie so sein. Allgemein kann ich nicht behaupten, dass ich eine der Hauptfiguren besonders mochte. Die meisten waren irgendwann immer problematisch. Bei manchen hat es gepasst, bei anderen wieder nicht.
Welcher Garten nochmal?
Was auch interessant war, ist, dass das Buch sich eigentlich überhaupt nicht um einen Garten dreht, sondern um das Nightingale House. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele daran stören werden. Ein Titel wie dieser, hat auch mir direkt Bilder in den Kopf gesetzt. Am Ende hat es mich aber gar nicht so gestört, da ich mich schnell in das Haus verliebte und der Titel nur ein größeres Mysterium um das Gemälde für mich webte.
Na, aber wie war es denn jetzt?
Ich hab gemischte Gefühle. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass mich das Buch besonders umgehauen hat. Wirklich gelangweilt aber auch nicht. Das Erzähltempo und die Schreibweise waren perfekt für mich. Ich glaube, das ist ein klassischer Fall von Nebenbei-Lektüre. Man braucht was zum wegsnacken und möchte ein Buch mit schönem Einband im Regal stehen haben.
Was natürlich auch hilft, sind die Zeitsprünge. Da kriegt man mich einfach. Ich weiß, dass manche finden, dass dadurch der Spannungsbogen unterbrochen wird. Für mich erhöht er sich dadurch aber nur noch mehr. Wäre es nicht für die Zeitsprünge, hätte ich das Buch wohl nie zu Ende gelesen. Juliet hätte es einfach ruiniert. (Sorry, Juliet. Nicht böse gemeint)
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