Ich erinnere mich an dich.
Du stehst mit wehendem Haar in der Sonne und wischst dir den Schweiß von der Stirn. Es ist heiß, ein Sommertag, aber dennoch wendest du dich wieder deiner Arbeit zu. Ich tapse herüber und beobachte dich eine Weile. Die Sonnenblumen auf deinem blauen Kleid tanzen munter als deine Finger geschäftig einen Setzling im Beet vor dir vergraben. Ich bin neidisch auf deine Haut, die alle Pflanzen mit der Muttererde selbst zu verwechseln scheinen – dein grüner Daumen ist nicht von dieser Welt.
Du teilst geduldig dein botanisches Wissen mit mir, zeigst mir den Waldmeister, der hier „ganz von allein“ wächst, die Kräuter, die du so gern beim Kochen verwendest und endest dann bei etwas mit winzigen blauen Blüten.
„Vergissmeinnicht“, sagst du und lächelst.
Ich nicke und versuche, es mir zu merken.
Heute höre ich jemanden über Blumen sprechen. Ich lehne mich zurück, denke an dich. Wie oft habe ich mir die Nase am Glaskasten um dein Herz plattgedrückt? Wie oft habe ich mir gewünscht, ich hätte einen Vorschlaghammer, um zu dir durchzudringen? Wolltest du überhaupt erreicht werden? Ich atme langsam aus und schließe die Augen.
Ich erinnere mich an dich. Du pflegst deinen Garten immer noch so akribisch wie damals – nur der Ort hat sich geändert. Und während in mir alles grünt und blüht und Wurzeln schlägt, danke ich dir und grinse ein ums andere Mal.
Vergissmeinnicht, hast du gesagt.
Ich habe es nie vergessen.
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