Es ist Sonntag, es ist April, die Frühlingsgefühle kicken richtig rein (also vielleicht bei euch, hier regnet’s halt) und wir könnten mal über Liiiiiiiieeeebe sprechen.
Ich habe es irgendwann schon mal erwähnt: als Teenie war Romantik voll mein Ding. Zumindest das, was ich mir darunter vorgestellt hatte. Denn alles, was ich über Beziehungen wusste, hatte ich aus Büchern und Animes und ich muss rückblickend sagen, dass das vielleicht nicht die besten Quellen waren.
Als ich älter wurde, hat sich nicht nur meine Sicht auf das Leben als Ganzes verschoben. Ich nahm auch mich und die Menschen um mich herum anders wahr. Und das ist normal, denn man entwickelt sich eben weiter. Aber so einen richtigen Masterplan für Beziehungen? Hatte ich immer noch nicht.
Spoiler: Den gibt’s auch nicht.
Aber es gibt Dinge, die man tun kann, damit eine Beziehung langfristig funktioniert. Denn so grausam das auch klingen mag: Die Schmetterlinge fliegen irgendwann aus. Die rosarote Brille wird abgelegt. Und dann sitzt man neben einem Menschen, der ohne die ganze Verliebtheitsglasur auf einmal schrecklich alltäglich ist.
Das ist der Punkt, an dem viele Partnerschaften scheitern. So nach ein oder zwei Jahren stellt man fest, dass die bessere Hälfte gar nicht besser ist. Dass sie essen und schlafen und aufs Klo gehen muss. Dass sie eben einfach nur ein Mensch ist und kein Abbild Gottes auf einem Podest, das man anbeten kann.
Jetzt fängt die richtige Arbeit erst an.
Versteht mich nicht falsch, ihr sollt euch nicht zwingen mit jemandem zusammen zu bleiben. Es soll nicht in Quälerei ausarten und es soll sich nicht anfühlen, als müsstet ihr jeden Tag mit einer Spitzhacke in einem Beziehungsbergwerk Konflikte abbauen. Aber: Wenn die Verliebtheit sich verdünnisiert, kommt die Liebe. Und die hat die Angewohnheit, nicht immer nur schön zu sein.
Ich zum Beispiel war jemand, der genau gar nicht kommunizieren konnte. War ich auf jemanden sauer, hab ich geschmollt und geschwiegen und die Sache ausgesessen. Ich hatte gehofft, dass mein Gegenüber den ersten Schritt macht, weil ich einfach nicht wusste wie. Genauer gesagt: Ich hatte keine Ahnung, wie man streitet, ohne sich danach gleich zu hassen.
Ziemlich lange habe ich daran auch nichts geändert. Vermutlich sind aufgrund dessen einige Beziehungen gescheitert. Zu meinem Glück kam dann eine Phase in meinem Leben, in der ich mich wahnsinnig intensiv mit mir selbst beschäftigen musste. Ich war viel allein, das war sehr heilsam. Und danach ist dem Mann und mir nach jahrelanger Freundschaft plötzlich aufgefallen, dass wir uns ganz gut leiden können.
Wäre ich jetzt in meine alten Muster zurückverfallen, hätte das mit uns nicht funktioniert. Aber ich war und bin zum ersten Mal in einer Position, in der ich genügend Respekt vor meinem Partner (und vor mir selbst!) habe, dass es eben doch klappt. Dass man sich zwar anzickt, aber es danach auch gleich klärt. Dass man Verständnis und Mitgefühl aufbringen kann, auch wenn man den anderen wirklich WIRKLICH gern erdrosseln würde.
Das ist die Arbeit, von der ich spreche. Das sind die unangenehmen Gespräche, die man nicht führen will und das „Entschuldigung“, das man am liebsten herunterschlucken würde. Das ist, was wir jeden Tag leisten, weil wir uns echt gern haben.
Eine Beziehung ist keine starre Institution, die sich 60 Jahre lang nicht verändert. (Wir sind hier immerhin nicht bei der katholischen Kirche.) Man setzt gemeinsam Steine aufeinander, reißt sie wieder ein, sortiert sie neu. Man verändert sich und der Partner genauso. Deshalb muss man immer wieder miteinander und aneinander arbeiten (wollen).
Schlusswort zum Sonntag: Liiiiiiieeeeebe. Und so.
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