Eigentlich wollte ich heute einen ganz anderen Beitrag schreiben, aber da gerade auf TikTok (und eigentlich auch aus meinem privaten Umfeld) immer wieder Fragen zu meinem Beruf kommen, erkläre ich euch heute ganz einfach mal wie mein Werdegang als Texterin bisher so aussah.
Die Grundlagen.
Erst mal die Keyfacts: Ich habe 2015 Abi mit einem NC von 1,8 gemacht. Das sag ich jetzt nicht um anzugeben, sondern einfach nur damit ihr wisst, mit welchem Durchschnitt ihr ungefähr in meinen typischen „Irgendwas mit Medien“-Studiengang rutschen könnt. Natürlich ist das aber auch abhängig davon, in welchem Bundesland ihr studieren möchtet und welche Uni/Fachhochschule ihr besuchen wollt.
Ich hab dann im Oktober 2015 angefangen, Kommunikationswissenschaften im Hauptfach und Psychologie im Nebenfach in Jena (Thüringen) zu studieren. Wie ich dazu kam, solltet ihr lieber nicht nachmachen: Wir haben in der 12. Klasse einen quietschgrünen Katalog mit allen Studiengängen bekommen, die es zu der Zeit an deutschen Unis gab. Da hab ich dann solange wahllos drin rumgeblättert, bis ich auf Kommunikationswissenschaften kam und mir dachte „Klingt gut“. Glücklicherweise hat das Fach am Ende zu mir gepasst und ich hatte ab dem dritten Semester grundsätzlich auch Spaß daran. (Ich war sogar okay in Statistik, obwohl ich in der Schule in Mathe nur 4en und 5en hatte.)
Sorry, ich habe heute leider keinen Job für dich.
Nach 4 Jahren (Regelstudienzeit sind 3, hab ’ne Ehrenrunde gedreht) war ich schließlich mit dem Bachelor fertig und bin in der Zeit auch von Jena nach Düsseldorf umgezogen. Ich fing dann an, mich kreuz und quer auf ALLE Jobs zu bewerben, die nur entfernt was mit Medien und Marketing zu tun hatten. Denn ich wollte einfach nur erst mal in der Arbeitswelt ankommen und das war schon schwer genug. Wichtig in dieser Branche ist nämlich nicht die Abschlussnote, sondern die Erfahrung, die du bisher sammeln konntest. Und weil ich während des Studiums nicht wusste, wo ich am Ende hin wollte, habe ich entsprechend wenig Praktika gemacht. Das ist mir dann auf die Füße gefallen und von 40 Bewerbungen gab es 30 Absagen. 8 haben sich gar nicht mehr gemeldet. 1 fand ich selbst doof. Bei 1 wurde ich dann doch genommen.
Was zur Hölle ist das?
Im Bewerbungsprozess bin ich mehr oder weniger zufällig auf Texter-, bzw. Copywriterstellen gestoßen. Ich hatte vorher keine Ahnung, dass es sowas gibt und was man da überhaupt machen muss – außer schreiben.
Und genauso planlos bin ich letztlich auch in meinen ersten Job als Texterin gestolpert. Mittlerweile kann ich euch ein bisschen besser erklären, was ich da den ganzen Tag tue:
Für den Job als Texter:in gibt es zunächst keinen bestimmten Studiengang. Es gibt Unis, die sowas wie Literatur und literarisches Schreiben anbieten, was sicherlich ein Vorteil ist. Aber alles, was aus der Germanistik-, Medien-, Kommunikations-, Soziologie- oder teilweise sogar Politikrichtung kommt, geht genauso klar. Es gilt: Alle Wege führen nach Rom. Wirklich alle.
Deshalb existiert auch keine richtige Ausbildung; hier in Düsseldorf gibt es aber zum Beispiel eine Texterschule. In der lernt man innerhalb von einem oder zwei Jahren das Handswerkzeug. Also, was gute Texte und gutes Schreiben ausmacht. Es kann also durchaus sein, dass man als Quereinsteiger mit Zusatzausbildung auch problemlos Texter:in wird.
Und was macht man da jetzt?
Inhaltlich wird das Tätigkeitsfeld extrem vom Unternehmen bestimmt, in dem man arbeitet. Ich könnte mich jetzt bei Bayer oder Henkel in die Marketingabteilung setzen und Texte über Aspirin und Waschmittel schreiben. Ich könnte aber auch (so wie es bei mir momentan ist) in einer klassischen Werbeagentur arbeiten und je nach Kunde und Produkt Texte produzieren.
Das beinhaltet dann zum Beispiel folgende Formate: Blogartikel, Social-Media-Beiträge, Anzeigen, Websites, Newsletter, Flyer, Broschüren, Mailings, Onepager, uvm.
Ich persönliche befasse mich aber auch mit Konzeption, das bedeutet, ich überlege mir Kommunikationsstragien für Kampagnen. Wenn also Kunde XY sein Produkt vermarkten will, aber nicht so richtig weiß wie, fragt er uns als Agentur. Und wir schlagen dann so Sachen wie Guerilla Marketing oder Kinowerbung vor – je nachdem, was am besten für den Kunden und das Produkt passt.
Und: Ich kenne mich auch ein bisschen mit Suchmaschinenoptimierung und Google Analytics aus.
Survival Strategies.
Schreibt ihr also richtig gern und interessiert euch für diesen Job, dann kann ich euch abschließend noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, die ich selbst echt gebraucht hätte:
- Erfahrung
Wie schon erwähnt – und gerade, wenn es euer erster Job nach dem Studium/der Ausbildung ist – müsst ihr vorweisen können, dass ihr tatsächlich solide schreibt und das nicht nur von euch behauptet. Dazu sind Praktika super hilfreich, bei mir selbst hat dann aber z.B. auch die (erfolgreiche) Teilnahme an Schreibwettbewerben zur Schulzeit was genützt.
- Das Portfolio
Möchtet ihr euch in einem kreativen Job bewerben, benötigt ihr ein aussagekräftiges Portfolio. Dort drin sind Arbeitsproben, die eurem potentiellen Chef zeigen, wie ihr schreibt und welche Formate ihr schon mal betextet habt. Portfolios kann man sich einfach online von Profis zusammenbauen lassen – die Arbeitsproben braucht ihr aber natürlich trotzdem. Daher Punkt 1.
- Immer schön ruhig bleiben
Texter:innen sind keine Autoren. Das bedeutet, man kann nicht einfach schreiben, worauf man Lust hat und was dem eigenen Gusto gerade so entspringt. Es gibt immer Kundenvorgaben, an die man sich halten muss und Feedbacks (von Kunden und Teammitgliedern/Vorgesetzten), die es umzusetzen gilt. Persönlicher Geschmack spielt daher nur selten eine Rolle – was ziemlich frustrierend sein kann. Ein guter Geduldsfaden und Anpassungsbereitschaft sind deswegen wichtig, um für lange Zeit in der Branche glücklich zu bleiben.
Noch Fragen?
Ich hab keine Ahnung, ob ich jetzt alles ausreichend beleuchtet habe. Deshalb schreibt super gern, wenn ihr noch mehr Fragen zu dem Thema habt oder euch dazu noch irgendwas anderes auf dem Herzen liegt. 🙂
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