In letzter Zeit beschäftigt mich immer mehr das Thema Feminismus. In meinem Kopf geisterten das vergangene Jahr Fragen herum wie „Bin ich Feministin?“ oder „Was bedeutet Feminismus für uns eigentlich?“. Ich verspürte immer mehr den Drang mich zu informieren. Was tut Generation Internet in so einem Fall? Die allwissende Göttin Google befragen. Nur hat mich die Flut an Informationen überfordert und normalerweise würde ich an diesem Punkt direkt aufgeben. Aber dann habe ich unser Buch des Monats gefunden und meine Güte, das sollte unser Buch des Jahres sein.
Unser Meisterwerk des Jahrtausends besteht aus 21 Kapiteln, die die unterschiedlichsten Themenbereiche abklappern und relativ schnell hab ich gemerkt, dass dieses Buch mir alle grundlegenden Fakten zum Thema Feminismus gibt, ohne auf die Geschichte dahinter einzugehen. Wenn man also einen Anfang sucht, ist dieses Buch perfekt, denn es dringt in die eigene Erlebenswelt ein und das persönliche Wachstum beginnt auf der Stelle. (Zur Geschichte des Feminismus möchte ich an dieser Stelle „Das Feminismus-Buch“ empfehlen.)
Angefangen wird damit, was es für das eigene Leben bedeutet, vollends FeministIn zu werden. Die Autorin setzt auf brutale Ehrlichkeit in allen Kapiteln und hier wird das auch direkt deutlich. Man wird Grenzen setzen und wer diese nicht respektieren kann, muss gehen. Bücher, Serien, Filme, etc. wird man mehr hinterfragen. Das ist traurig und wird schmerzhaft sein, aber es führt zu einem selbstbestimmteren, freieren und glücklicherem Leben. Für sich selbst und die eigenen Ideale einstehen ist hier die Devise.
Ein Thema, das mir besonders wichtig war, ist, wie Frauen sexualisiert werden und was das für uns bedeutet. Der Elefant im Raum: Rasur. Ich hab mich immer schon gefragt, warum Körperbehaarung bei Männern absolut okay ist, aber ich mich als Frau schlecht und unattraktiv fühlen muss wegen ein paar Haare. Den Satz „Ich fass dich nicht an, wenn du nicht komplett rasiert bist.“ hab ich mehr als einmal hören müssen. Noch schlimmer ist, dass ich selber so gedacht habe. „Ich bin unattraktiv mit Haaren.“ An dieser Denkweise ist einfach alles falsch und das war mir bis dahin nicht bewusst genug. Und jetzt gehen wir mal einen Schritt weiter. Schonmal drüber nachgedacht, wie sehr sich Transfrauen unserer Gesellschaft gegenüber immer wieder beweisen müssen? Wenn jetzt eine Transfrau sich nicht rasieren will, wird die Gesellschaft über sie noch viel mehr hetzen als über mich.
Weiterhin geht die Autorin darauf ein, wie Singlefrauen gesehen werden und wie man glücklich alleine ist. Ich hab beispielsweise gelernt, dass ich Menschen loslassen muss, die mir nicht das geben (können), was ich brauche. Ansonsten verschwende ich meine Zeit. Anstatt auf seine Reaktion auf meine Instagram-Story zu warten, will ich mehr. Single sein bedeutet nicht, dass ich auf jemanden warte. Ich entscheide mich dafür. Und wenn dann da jemand ist, muss das nicht automatisch Hochzeit-Kind-Haus heißen.
„Ich bin nicht wie andere Frauen.“ – warum hören wir das so oft? Wer sind denn „andere Frauen“ und was tun sie? Brav am Herd stehen und dabei hübsch aussehen? Wir müssen langsam mal dieses Frauenbild ablegen, das uns das Patriarchat vorgibt. Es gibt nicht nur eine Art von Frau und wir müssen uns auch von niemanden bedroht fühlen. Muslimische Frauen oder Hausfrauen sind auch Frauen und können genauso Feministinnen sein. Persönliche Präferenz. Jeder kann Feminist sein. Genauso sind die Geschlechterrollen ein gesellschaftliches Konstrukt. Ich will hier die biologischen Unterschiede zwischen uns nicht abstreiten. Die gibt es, aber die haben absolut gar nichts damit zu tun, wer wir sind und was wir erreichen können. Wir sind alles Menschen mit Stärken und Schwächen und was wir sind, hängt von uns selbst ab und nicht davon, was uns die Gesellschaft vorgibt. Eine meiner engsten Freundinnen, liebevoll „der Meister“ genannt, ist für mich zum Vorbild hier geworden. Sie ist wahnsinnig intelligent und ambitioniert. Sie ist Mutter. Sie ist eine gute Freundin. Und stand früher im Tor beim Fußballspielen.
Ich merke grade, dass ich 10 Beiträge zu diesem Buch schreiben könnte. Der Beitrag ist jetzt schon zu lang und dabei bin ich grad mal bei der Hälfte. Ich würde noch gern über „slut shaming“ und „rape culture“ reden. Über Grenzen, Social Media, über Vorurteile (die wir alle haben!), was falsch an dem Satz „Wer schön sein will, muss leiden.“ ist, Menstruation, #MeToo, Kapitalismus, usw. Stattdessen schlage ich vor, dass du mal googelst ab wann die Vergewaltigung in der Ehe in Deutschland gesetzlich verboten war.
Es geht nicht darum perfekt zu sein. Ich bin mir beim Gendern beispielsweise oft unsicher, aber ich gebe mein Bestes. Denn niemand sollte sich ausgeschlossen fühlen müssen. Egal wie alt wir sind, es gibt immer was, woran wir noch arbeiten können. Die Welt, wie wir sie kennen, entwickelt sich immer weiter und so müssen wir uns mit ihr entwickeln. Statt zu urteilen, verstehen. Offenheit. Sich seinen eigenen Privileg (zum Beispiel weiß, Cisgender, nicht eingeschränkt, hetero…………..) bewusst werden. Sich fragen, was man von dem anderen noch lernen kann.
Dieses Buch sollte jeder lesen. Auch Männer. Vor allem Männer. Mich hat noch nie ein Buch so zum Denken angeregt. Und wenn du jetzt denkst „Noch so eine Männerhasserin“ oder „Früher war nicht alles schlecht!“, dann haben wir soeben deine eigenen Vorurteile aufgedeckt, denn dergleichen hab ich nie gesagt.
SMASH THE PATRIARCHY! ♡
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