MORS VINCIT OMNIA
Der Tod besiegt alles
Wahlspruch von Haus Lethe
Mächtige Studentenverbindungen, eine düstere Antiheldin, Geister, Mord und Magie – das alles ist „Das neunte Haus“ von Leigh Bardugo.
Wahrscheinlich kennt ihr die Elite-Uni Yale. Stellt euch nun vor, dass neben dem ganz normalen Universitätsbetrieb acht Studentenverbindungen existieren, die im Verborgenen über den Campus herrschen. Sie nehmen unbemerkt seit Generationen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Kultur. Denn ihre Macht beruht auf uraltem Zauber. Aber nicht Feenstaub und viel guter Wille – sondern das Vorhersagen der Börsenkurse aus den Eingeweiden lebender Opfer. Oder einem Autor durch Blutmagie zum nächsten großen Bestseller verhelfen.
Weil solche Rituale nicht ungefährlich sind und für gewöhnlich rastlose Seelen, Dämonen oder Schlimmeres anziehen, gibt es ein neuntes Haus: Lethe. Sie sind wie die Vermittler zwischen Lebenden und Toten und sollen dafür sorgen, dass die acht anderen Verbindungen ihre Kräfte nicht missbrauchen.
In dieses Gewirr aus Machtspielen, Intrigen und Geheimnissen wird die Außenseiterin Alex Stern geworfen. Alex, eigentlich Galaxy (zum Dank ihrer esoterischen Mutter), ist die typische Antiheldin: Unscheinbar, nicht sehr gebildet, dafür gewaltbereit und vor allem bewandert mit verschiedenen Drogen wirkt sie im ersten Moment so gar nicht sympathisch. Trotzdem wird sie nach einem folgenschweren Zwischenfall von Haus Lethe rekrutiert. Denn im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern des Hauses kann Alex ohne die Hilfe gefährlicher Tränke Geister sehen – und scheint damit für die Arbeit von Lethe unersetzlich zu sein.
Alex wird zum neuen Dante, einem Schüler, der in den Gepflogenheiten des Hauses ausgebildet wird und am Ende der Studienzeit die anderen acht Verbindungen erfolgreich bei deren Ritualen vor ungebetenen Geistern schützen kann. An ihrer Seite befindet sich, unfreiwilliger Weise, Daniel Arlington, der als Vergil zu Alex‘ Mentor wird. (Randnotiz: Vergil hilft in „Dantes Inferno“ Dante beim Abstieg in die Hölle. Warum das eigentlich unfassbar gut ausgesucht ist, wird relativ schnell klar.)
Als wäre das alles nicht kompliziert genug, wirbelt der Mord eines jungen Mädchens auf dem Campus Fragen auf, die nicht gestellt werden sollten. Vor allem nicht von Alex. Und auch nicht von Daniel, der für seine Neugier bald büßen muss.
Was soll ich sagen? Ich habe ALLES geliebt. Wobei, nicht ganz: Ehrlicher Weise muss man in „Das neunte Haus“ erst mal reinkommen. Denn es gibt mit jedem Kapitel einen Zeitsprung, der gerade zu Anfang nicht ganz deutlich zu erkennen ist. Außerdem wird man in die Welt von Alex ziemlich unvorbereitet hineingestoßen. Das Wasser ist hier ungefähr -20 Grad kalt und wird erst nach dem ersten Drittel wärmer.
ABER DANN.
Dann ist man gefangen in einer renommierten Universität, in der sich lachende Studierende mit blutbedeckten OP-Tischen abwechseln, in der das Jenseits täglich greifbar ist und jedes Leben am seidenen Faden hängt.
Ich konnte es nicht mehr weglegen und so schroff Alex auch wirkt, ihre Motive werden nach und nach immer nachvollziehbarer. Das war ein Buch, bei dem ich das Gefühl hatte, dass es um echte Menschen mit echten, komplexen Charakteren geht.
Uff, und der Plottwist am Ende. Wie ein Zug, der plötzlich aus dichtem Nebel auftaucht und einen frontal von den Gleisen rammt.
Empfehlung? JAAAAAA!
Wenn ihr auf Urban Fantasy mit guten Goth- und Dark-Academia-Elementen steht, dann ist dieses Buch ein absolutes Fest. Man braucht ein wenig Geduld mit ihm, aber die zahlt sich doppelt und dreifach aus.
Würde jetzt so 20 von 10 süßen gehörnten Dämonen geben.
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