Ich zerdenke alles. Ob ich nach dem Aufwachen zuerst aufs Klo gehe oder die Katzen füttere, was ich mir mittags zu Essen koche, welche Mail bei der Arbeit ich als nächstes beantworte und dann noch diese eine peinliche Geschichte von 2012 kurz vorm Einschlafen – alles.
Richtig verwunderlich ist es daher nicht, dass ich in letzter Zeit extrem oft über mich selbst und mein Umfeld nachgrübele. Denn ich stelle immer häufiger fest, wie sehr ich mich gerade im letzten Jahr als Person weiterentwickelt habe. Was dafür der Auslöser war? Keine Ahnung. Vermutlich sind es die Menschen, mit denen ich mich unterhalte, die Bücher, die ich lese oder irgendein anderer generischer Grund, den ich nicht betiteln kann. Aber es ist als hätten mir diese ganzen Einflüsse geholfen, mehr Einsicht in mich selbst zu bekommen.
Ich habe keine Kehrtwende gemacht. Ich weiß immer noch ganz genau, wo meine Schwächen liegen und weshalb es mir schwerfällt, mich mit ihnen zu beschäftigen. Doch ich weiß bei verschiedenen Dingen inzwischen auch, wo ich Grenzen ziehe. Welche Gespräche ich definitiv nicht mehr führen will, welche Leute mir unfassbar auf den Magen schlagen und welche Lebensentwürfe ich für mich nicht mehr unbedingt annehme.
Und das trifft nicht immer auf Wohlwollen.
Jemand wie ich, der anderen keine Umstände machen will (und dafür die Umstände jedes Mal selbst ausbadet), sagt plötzlich nicht zu allem Ja und Amen. Ich bin auf einmal mit unterschiedlichen Themen nicht mehr einverstanden. Das kommt für die Menschen in meiner Umgebung oft aus heiterem Himmel. Und es folgt das typische „Du hast dich irgendwie verändert“.
Überraschung: Das ist was Gutes.
Veränderung ist gut. Entwicklung ist gut. Wachstum ist gut. Aus Stillstand kann niemand etwas lernen und sich selbst aus seiner eigenen Starrheit herauszubefördern, braucht Geduld und Mut und manchmal ein bisschen Wahnsinn. Und es ist absolut normal, dass sich nicht alle im gleichen Tempo entwickeln können. Deshalb reagiert das eigene Umfeld häufig erst mal mit Verwunderung. Auch das ist in Ordnung. Annähern kann man sich dann immer noch.
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