„Bist du noch single?“ „Willst du nicht gern einmal heiraten und jemanden haben, der für dich sorgt?“ „Vermisst du nicht die Heimat und die Familie?“ „Was war nochmal dein Beruf? Willst du nicht endlich mal was Richtiges machen?“ „Ich könnte niemals in der Großstadt leben. Geht dir das nicht auf die Nerven?“ „Musst du dich denn immer so komisch anziehen?“ „Machst du denn genügend Sport? Du hast ganz schön zugelegt.“ „Musst du dich denn mit Tattoos, Piercings und gefärbten Haaren so verunstalten?“ „Willst du noch ein Stück Kuchen?“
Ich fahr über Weihnachten nach Hause. Nach Thüringen. Weg aus der lauten und grauen Hauptstadt und ab ins grüne Herz Deutschlands. Ich muss auch sagen, ich freu mich (wie immer) sehr. Endlich kann ich meine Lieben wieder in die Arme nehmen und zur Ruhe kommen.
Wären da nicht diese Fragen immer. Und Vergleiche. Wir befinden uns an einem merkwürdigen Punkt, an welchem manche bereits Kinder haben und heiraten wollen und andere…eben nicht. Eigentlich wäre das auch was ganz Schönes. So individuell wie wir alle sind, so sind es auch unsere Lebenswege. Vielfalt.
Wie aufregend ist es doch eigentlich, die Feiertage zum Anlass zu nehmen, nach Hause zu fahren und sich mit Familie und Freunden über das Leben auszutauschen. Doch plötzlich vergleicht einen die Großtante 400. Grades mit irgendeiner Cousine, die aber schon lange mit dem Studium fertig ist und gerade ihr 37. Kind erwartet. Oder noch schlimmer: „In deinem Alter war ich schon lange verheiratet, hab mir ein Haus und ein Auto leisten können und 5 neue Tierarten entdeckt.“ Dass ich gar keine neuen Tierarten entdecken will, interessiert dabei keinen. Außer vielleicht den Onkel, der mit der Großtante 400. Grades verheiratet ist, der einen immer unangenehm betatscht. Der gibt immer Recht. (Zwischennotiz an meine Familie: Ihr seid nicht gemeint. Das ist eine überspitzte Darstellung und in meinem Fall sind es meistens Bekannte, die mich ärgern. Kussi.)
Deshalb gibt es heute mal die Antworten auf die oben genannten Fragen. Meine Antworten. Meine. Nicht deine. Nicht die, der schwangeren Cousine. Meine.
Ja, ich bin noch single und heiraten will ich vielleicht gar nicht. Das sehen wir dann, wenn es soweit ist. Ich hab nix gegen Tradition, aber das ist eine, mit der ich mich schwer tue (Was eigentlich auch allen vollkommen egal sein kann. Ist ja eigentlich immer noch mein Leben.). Außerdem kann ich wunderbar für mich selber sorgen. Jemand, der mich dabei unterstützt, kann gerne kommen. Dafür brauchen wir keinen Trauschein. Und ja, ich darf trotzdem heulen, wenn ich einen schönen Antrag auf TikTok gesehen habe. Ich bin auch nur ein Mensch.
Meine Heimat und die Familie vermisse ich sehr und ich komme auch immer wieder dorthin. Mein Leben dahin zu verlegen, kommt aber nicht mehr in Frage. Vielleicht ändert sich meine Meinung ja irgendwann mal. Vielleicht.
Ich bin Content Moderator bei TikTok und das ist genau das Richtige für mich. Wenn daraufhin Witze von jemanden kommen, der sich die App noch nie angeschaut hat, beende ich das Gespräch oder mache Witze über den Beruf der jeweiligen Person. Letzteres ist wohl nicht sonderlich erwachsen, aber irgendwann kann man auch mal aufhören einzustecken.
Nein, mir geht die Großstadt meistens nicht auf die Nerven, sonst würde ich da nicht wohnen. Mich stört die Ruhe auf dem Land viel schneller. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Was viele vergessen, ist, dass man sich auch mal Umentscheiden darf. Als Oma sehe ich mich, beispielsweise, eher in eine Häuschen am Meer. Vorzugsweise in Irland oder Spanien.
Ich ziehe mich wunderschön an. (Muss richtig mit mir kämpfen, dass die Antwort hier nicht schnippisch wird. Nichts wird zuhause mehr diskutiert als meine Kleidung und wie ich mich verändert hätte. Dass ich vielleicht, das, was meine Kommentierenden so tragen, potthässlich finde, fällt denen gar nicht ein. Weil ich es nicht kommentiere. Goldene Regel der Äußerlichkeiten: Kann man es nicht sofort und in dem Augenblick verändern (Popel, Lippenstift an den Zähnen, etc.)und ist man sich nicht absolut sicher, dass die Person das nicht so wollte, behalte man es für sich. Komplimente sind immer erlaubt.)
Wieviel ich Sport mache und alles, was meinen Körper betrifft, bespreche ich nur mit Menschen, mit denen ich das auch besprechen will. Auch wenn ihr jetzt denkt: „Das ist wahrscheinlich nur gut gemeint.“. Nein, einfach nein.
Ja, ich möchte noch ein Stück Kuchen.
Da wir das nun geklärt haben, kann ich mich nun vollends auf die besinnliche Weihnachtszeit mit meinen Lieben freuen. Auch wenn man es an diesem Beitrag vielleicht nicht so merkt, ich liebe die Feiertage und fiebere immer richtig auf den Moment hin, wenn mein Bruder mir endlich erlaubt, mit dem Essen anzufangen und ich meinen Neffen beim Lego bauen zuschauen kann (Tante Maxi baut nicht auf. Sie guckt zu und trinkt Wein.).
Ich wünsche euch ein Frohes Fest! Und wenn ihr Weihnachten nicht feiert, dann wünsche ich euch ein schönes Wochenende!
Schreibe einen Kommentar